Sonja und Rafael – die UX-Helden der K&W

22.08.2024

Seit sieben Jahren ergänzt User-Experience (UX) unser Software-Engineering. Sonja Frey und Rafael Adame sind unsere Meister im Gestalten von verständlichen und intuitiven Benutzeroberflächen. Warum ein gutes UX-Design essenziell für jede Software ist, erzählen sie uns im Interview.

Haben Sie auch schon einmal auf einer Website nach dem richtigen Menü geschaut oder in Ihrem E-Banking verzweifelt nach dem Kontoauszug gesucht? Wenn ja, haben Sie Bekanntschaft mit einer suboptimalen User-Experience gemacht. Die Folge: Sie bleiben frustriert zurück. Um dies zu verhindern, ist die Rolle des UX-Designs in vielen Branchen, wie der Web-, der App-Entwicklung und der Produktgestaltung von grosser Bedeutung. Auch bei uns ist UX ein essenzieller Bestandteil des Software-Engineerings geworden.

Die Entstehung unseres UX-Kompetenzzentrums
2017 holten wir Rafael Adame ins Boot und starteten mit dem Aufbau eines internen Kompetenzzentrums für User-Experience. 2020 lernte Rafael im Masterstudium «Human Computer Interaction Design» Sonja Frey kennen und brachte sie 2021 ins Team.
Gemeinsam setzen sie seither die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kundschaft an unsere Software ins Zentrum und sorgen für ein positives Nutzererlebnis. Im Interview verraten sie uns, was Menschen von einer Software erwarten und wie sie es schaffen, dass unsere Nutzenden «Freude auf den ersten Klick» erleben.

Erzählt uns doch zuerst einmal, wie Ihr zum UX-Design gekommen seid?
Sonja: In meinem früheren Beruf als Industriedesignerin stiess ich bereits bei der Entwicklung von Hardwareprodukten auf Usability-Herausforderungen. Ich wollte mein Wissen dazu vertiefen, jedoch gab es in den Projekten nur begrenzt Gelegenheit. Als Designer konnte ich zwar Empfehlungen zur Benutzerfreundlichkeit einbringen, jedoch fehlte ein strukturiertes Vorgehen. Als ich vermehrt an Produkten mit digitalen Interfaces arbeitete, erkannte ich das Potenzial von UX und entschied, mich darin weiterzubilden. Es schien mir eine sinnvolle Ergänzung zu meiner gestalterischen Vorbildung.

Rafael: 2015 arbeitete ich – damals noch als Grafiker – an einer komplexen Webseite mit diversen Funktionen. In den Design-Meetings merkte ich, dass Interaktionen, die für mich logisch erschienen, für andere Menschen gar nicht intuitiv waren. Ich fand das spannend. Plötzlich ging es nicht mehr nur um Ästhetik, sondern auch um Verständlichkeit, Funktionalität und Kontext. Ich begann vieles zu hinterfragen - z. B. wer genau die Webseite nutzen wird und welche Motivation dahintersteckt. Der Fokus schwenkte weg von meinem Design hinüber zu den Menschen, die damit interagieren werden. Ich kannte damals noch nicht die passenden Methoden, um solche Fragen systematisch anzugehen, wusste nun aber, in welche Richtung ich beruflich gehen wollte.

Was macht Eurer Meinung nach einen guten UX-Designer aus?
Sonja: Erfolgreiche UX-Designer sind keine Einzelkämpfer. Sie müssen sowohl die Bedürfnisse der Nutzenden als auch fachliche Anforderungen und technische Voraussetzungen verstehen. Entscheidend ist der kontinuierliche Austausch mit Business-Analysten, Fachspezialisten und Software-Engineers. Bei gelungener Zusammenarbeit, wie ich es bei K&W erlebe, trägt UX-Design massgeblich zur Qualität eines Softwareprodukts bei. Allgemein hilft eine hohe Kommunikationskompetenz, um zwischen verschiedenen Sichtweisen zu vermitteln. Dazu gehört auch, technische Lösungen in intuitiv verständliche Benutzeroberflächen zu übersetzen.

Rafael: Abgesehen von der Fähigkeit, ein tiefes Verständnis über die Bedürfnisse der User aufzubauen und ideale Lösungen zu kreieren, sollte sich ein guter UX-Designer um die Ziele und Probleme aller Projektbeteiligten kümmern. Der Job ist, innerhalb des realistisch Machbaren das bestmögliche für die User auszuarbeiten. Bei K&W entwickeln wir komplexe Business-Applikationen. Bei diesen ist es wichtig, die technische Machbarkeit laufend mit den Software-Engineers zu überprüfen. Dadurch werden technische Einschränkungen bereits im Design berücksichtigt und es gibt bei der Umsetzung keine unangenehmen Überraschungen. Auch Businessziele sollten idealerweise integraler Bestandteil jeder Funktion sein. Das heisst, dass eine Funktion nicht nur den Usern hilft, seine Ziele zu erreichen, sondern auch zum Geschäftsergebnis beitragen sollte. Um die fachliche Tiefe und Business-Logik zu verstehen, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Business-Analysten unvermeidbar.

Welche Erwartungen haben Nutzende an ein digitales Produkt?
Sonja: Ein Usability-Test unserer Kreditberatungslösung hat verdeutlicht, dass Nutzende ohne Vorwissen rasch in einer Applikation agieren wollen. Die implizite Erwartung ist eine schnelle Orientierung, mühelose Dateneingabe und eine nahtlose Navigation. Die Nutzergruppen unserer Fachapplikation sind es gewohnt, eine Vielzahl an unterschiedlichen Werkzeugen zu verwenden. Medienbrüche, die Mehrfacherfassung von Daten und das damit einhergehende Fehlerrisiko sind Teil ihrer alltäglichen Probleme, die wir mit unserer Software lösen.

Rafael: Unsere Produkte sind für die Nutzenden ihr tägliches Arbeitstool. Sie möchten ihre Arbeit schnell und fehlerfrei erledigen können. Darum sind Effizienz und Effektivität wichtige Anforderungen an unsere Produkte. Existieren widersprüchliche Erwartungen, bspw. Führung vs. Flexibilität, müssen wir intelligente Lösungen konzipieren. Es gibt für die Nutzenden Arbeitsprozesse, die sie einhalten müssen. Sie erwarten von der Software, dass sie durch die verschiedenen Arbeitsschritte geleitet werden. In der Realität laufen diese Prozesse aber oft nicht ganz nach Plan oder zeitversetzt ab. Dann brauchen sie die Freiheit, ihre Arbeit der Situation entsprechend erledigen zu können. Zu guter Letzt wird auch eine intuitive Bedienung und ein modernes Erscheinungsbild erwartet.

Wie stellt Ihr ein positives Benutzererlebnis sicher?
Sonja: Das Fundament einer positiven UX ist die Informationsarchitektur. Diese gibt die Gruppierung von Funktionen und Anzeigeelementen in der Applikation vor. Darauf aufbauend stellen wir die Inhalte in einem übersichtlichen Layout dar und beschreiben sie mit verständlichen Begriffen. Wir müssen den Arbeitsablauf der User verstehen, um die Navigation zwischen verschiedenen Ansichten darauf auszurichten. Der Einsatz von verbreiteten Interaktionsmustern hilft dabei, Wiedererkennungswert zu schaffen und den Usern ein positives Erlebnis zu ermöglichen. Funktioniert etwas nicht wie erwartet, fällt dies deutlich schwerer ins Gewicht und trübt den Gesamteindruck. Umso wichtiger ist es, bei einem Fehler Hilfe anzubieten, damit die Nutzenden selbst aus einer Sackgasse herausfinden.

Rafael: Einerseits durch User-Research, andererseits durch die Anwendung von Designprinzipien und etablierten Mustern. Am Anfang des Projekts müssen wir verstehen, was die Ziele, Aufgaben und Probleme der Nutzenden sind. Dafür gibt es verschiedene Methoden, wie z. B. Interviews oder «Contextual Inquiries» (das Beobachten von Nutzenden im Umgang mit dem Produkt). Später visualisieren wir unsere Lösungsideen und versuchen, zusammen mit den Nutzenden herauszufinden, ob sie funktionieren. In der Regel müssen wir noch etwas iterieren, bis wir die optimale Lösung gefunden haben.

Wie sieht Euer Arbeitsalltag bei K&W aus?
Sonja: Ein zentraler Bestandteil meiner typischen Arbeitswoche sind eine Vielzahl an Besprechungen: tägliche Abstimmung mit dem Projektteam, technische Reviews von Designentwürfen, Sprint-Meetings und Fachworkshops mit Kunden. In der restlichen Zeit erstelle ich die Designs, dokumentiere sie und teste nach deren Umsetzung die Software. So stelle ich sicher, dass sowohl Optik als auch Verhalten der Applikation den Vorgaben entspricht. Seit Rafi und ich unser Masterstudium abgeschlossen haben, nutzen wir die Möglichkeit, uns intern weiterzubilden. Laufend erlernen wir neue Skills, wie z. B. aktuell der Wechsel auf ein neues Designtool.

Rafael: Ich arbeite in der Regel an mehreren Projekten gleichzeitig, weshalb ich meine Arbeit projektübergreifend priorisieren und planen muss. Meine Tätigkeiten variieren: Ich bereite Meetings oder Workshops vor und führe diese durch, hole die Anforderungen bei den verschiedenen Anspruchsgruppen ab, entwerfe, überprüfe und verbessere Lösungen, beschreibe sogenannte «User-Stories» und begleite deren technische Umsetzung. Im UX-Team besprechen wir auch oft unsere Designs. Da wir in unterschiedlichen Projekten arbeiten, hilft dies gegen den «Scheuklappen-Blick». Die meiste Zeit verbringe ich aber nicht im Designtool, sondern mit dem Zusammentragen von Informationen, dem Verstehen von Problemen oder Zusammenhängen und der Kommunikation mit Projektbeteiligten.